



Alles Mozart. Am 230. Todestag von Wolfgang Amadé Mozart kann ich nicht umhin, auch seiner zu gedenken. Aus der Wiener Staatsoper wird gerade (vor COVID-19 leeren Rängen) „Don Giovanni“ via Live-Stream übertragen. Ein Meisterwerk, das schon viele Interpretationen erfahren hat, und mich jedes mal beeindruckt, ob heuer im Sommer in Salzburg oder jetzt auch nur on air…. Und so erlaube ich mir auch eine Referenz an Mozart, bei der ich 2005 am „Vorabend“ des Mozart-Jahres 2006 in Salzburg mitwirken durfte. Diese ist nach gut 15 (!)Jahren als CD-Mitschnitt erschienen. Auf der jpc-Page wird dies folgendermaßen beschrieben:
whole piece, producing almost a skeleton to the work” – in other words, fragments of sound. This was the approach used by Haas for his Klangräume (Sound Spaces).
https://www.prestomusic.com/classical/products/8539107–mozart-haas-requiem
Mit diesen Klängen im Ohr, war ich heute selbst am St. Marxer Friedhof – und dann am Zentralfriedhof, wo meine liebe Frau seit März diesen Jahres begraben ist. Vor vier Jahren waren wir noch gemeinsam mit ihrer Tochter am St. Marxer Friedhof, wo nicht nur Mozart, sondern auch Johann Albrechtsberger seine letzte Ruhe fand. RIP tutti…
Cantantibus organis. Diese lateinische Phrase aus einer Cäcilienlegende des 5. Jhdts. im sogenannten Ablativ hat im Lauf der Zeit eine Bedeutungsänderung erhalten. Nicht mehr das Faktum, dass mit allen Instrumenten musiziert wurde, hat man darunter verstanden, sondern dass die Märtyrerin Cecilia selbst gespielt hätte. So hat sie im Lauf der Zeit das Attribut der Orgel erhalten. Legendär zum Beispiel das in der Pinacoteca nazionale in Bologna überlieferte Gemälde von Raffael, Cäcilia in Extase darstellend:
Mit dem Attribut Orgel (eine weitere „freie“ Übersetzung) war der Weg zur Patronin der Kirchenmusik nicht weit. Legendäre Kompositionen von Oden an die Hl. Cecilia (Händel, Purcell, Britten) oder Cäcilienmessen bezeugen dies genauso wie die Kirchenmusikbewegung des Cäclilianismus im 19. Jahrhundert.
Im kath. Kirchenjahr fällt das Fest in die Nähe des letzten Sonntags im Jahreskreis, dem Christkönigssonntag, einem Fest, das es erst seit 1925 gibt, aber musikalisch oft sehr feierlich begangen wird.
Kommenden Sonntag, 21. November 2021 darf ich in der Hofburgkapelle mit den Wiener Sängerknaben die Orgelsolo-Messe von Joseph Haydn aufführen. „cantantibus organis“ sozusagen. Zum Ite Missa est (den liturgischen Texten des Tages aus der Offenbarung des Johannes entsprechend) das „Halleluja-Präludium“ von Franz Schmidt – aus dem Buch mit 7 Siegeln.
Nähere Infos unter www.hofmusikkapelle.gv.at
Klingende Immobilien erfordern zuweilen eine Reise in die österreichischen Alpen! Den allzu schnell vorüberziehenden Sommer konnte ich zumindest nutzen, um eine Reihe von Orgeln in Salzburg, Oberösterreich und Kärnten zu bespielen.
Hier ausgewählte Bilder meiner Orgelreisen: Stift St. Peter Salzburg / Wallfahrtskirche Brunnenthal / Stiftskirche Viktring / Pfarrkirche Vöcklamarkt / Pfarrkirche Reichenthal / Filialkirche St. Sebastian Münzkirchen / Pfarrkirche Mallnitz
Die Ahrendt-Orgel der Pfarrkirche Engelhartszell, die vormals historische Orgel in Obervellach, die Metzler-Orgel in der Franziskanerkircher Salzburg, die Orgel der Pfarrkirche Mülln in Salzburg und noch einige mehr komplettieren diese sommerlichen Klangreisen.
Doch was kommt nun? Frei nach Guido Tartarottis Ansage im heutigen Kurier in Abwandlung des Rilke-Gedichts: Herr es ist (noch nicht) Zeit, der Sommer war (nicht) sehr groß … Die Frage, die uns alle am Beginn des Herbstes brennend interessiert: Wie hoch ist das COVID-Delta? Können wir wieder musizieren? Interessante musikalische Aktivitäten stehen/stünden auf dem Programm:
Möge das Delta nicht zu hoch werden … Vorfreude ist die beste Freude!
Im Jahr 1785 bestellte Don Francisco Paula Maria de Mícon, Marqués de Merítos, aus Cadiz/Andalusien bei Joseph Haydn eine Passionsmusik für die „Tres Horas“, die populären Karfreitagsandachten. Im Vorwort zur Erstausgabe des Verlags Breitkopf schreibt Haydn selbst über das Orchesterwerk, das „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz“ darstellen sollte: „Die Aufgabe, sieben Adagios, wovon jedes gegen zehn Minuten dauern sollte, aufeinander folgen zu lassen, ohne den Zuhörer zu ermüden, war keine von den leichtesten.“ Im unterirdischen Andachtsraum Santa Cueva nahe der zentral gelegenen Iglesia de Nuestra Senora del Rosario in Cadiz kamen diese sieben langsamen Sätze vermutlich am Karfreitag des Jahres 1787 zur Uraufführung. Eine ouvertürenartige Einleitung in d-moll und ein abschließendes „Erdbeben“ ergänzen die bildhaften Instrumentalsätze, die abwechselnd mit Meditationstexten des Bischofs erklangen.
Haydn selbst fertigte eine Streichquartettfassung an. Die vom Verlag Artaria zeitgleich beauftragte Klavierfassung fand seine höchste Zustimmung. In einem Brief an den Verlag schreibt Haydn: „Übersende die Correctur der 7 worth in allen 3 gattungen, unter anderen belobe ich den Clavierauszug welcher sehr gut und mit besonderem Fleiss abgefasst ist.“ Diese Klavierfassung soll nun auch am Karfreitag 2021 erklingen: Trotz aller gegenwärtig bitteren Umstände ist es mir ein Herzensanliegen, dieses Werk von Joseph Haydn in seiner ursprünglichen Konzeption als Passionsmusik (an einem Hammerklavier) zu spielen, vor allem in memoriam meiner Frau Elisabeth.
Wenige Tage vor ihrem Tod am 6. März 2021 waren wir noch gemeinsam bei Pater Gustav Schörghofer in der Konzilsgedächtniskirche in Wien-Lainz, um Details zur Karfreitagsandacht zu besprechen. Am 17. April 2021 wird in derselben Kirche nun auch die Trauerfeier für meine Frau stattfinden.
All jene, die nicht am Karfreitagsgottesdienst persönlich – unter Einhaltung aller COVID-19 Auflagen – teilnehmen können/dürfen oder möchten, sind herzlich eingeladen, via Stream dabei zu sein. Der Link dazu wird im Lauf der Karwoche auf meiner Homepage www.antonholzapfel.at publiziert und auch per Mail übermittelt.
RIP
Karfreitag, 2. April 2021, 14:30 Uhr – Kreuzwegandacht
P. Gustav Schörghofer / Meditationen
Anton Holzapfel / Hammerklavier
Konzilsgedächtniskirche Lainz-Speising
Kardinal-König-Platz 1, 1130 Wien
Orgel St. Sebastian
Friedhofskapelle St. Sebastian
Manual und angehängtes Pedal mit „kurzer“ Oktav
Friedhofskapelle St. Sebastian
Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit:
eine Zeit zum Gebären / und eine Zeit zum Sterben, / eine Zeit zum Pflanzen / und eine Zeit zum Abernten der Pflanzen,
eine Zeit zum Töten / und eine Zeit zum Heilen, / eine Zeit zum Niederreißen / und eine Zeit zum Bauen,
eine Zeit zum Weinen / und eine Zeit zum Lachen, / eine Zeit für die Klage / und eine Zeit für den Tanz;
eine Zeit zum Steinewerfen / und eine Zeit zum Steinesammeln, / eine Zeit zum Umarmen / und eine Zeit, die Umarmung zu lösen,
eine Zeit zum Suchen / und eine Zeit zum Verlieren, / eine Zeit zum Behalten / und eine Zeit zum Wegwerfen,
eine Zeit zum Zerreißen / und eine Zeit zum Zusammennähen, / eine Zeit zum Schweigen / und eine Zeit zum Reden,
eine Zeit zum Lieben / und eine Zeit zum Hassen, / eine Zeit für den Krieg / und eine Zeit für den Frieden.
Diese oft pessimistisch eingeschätzten, wohl aber im Kontext überaus realistisch und positiv zu verstehenden Verse aus dem Buch Kohelet (Buch der Prediger) des Alten Testaments waren im Zentrum einer Begräbnisliturgie, die ich gestern in meiner Heimat mitgestalten durfte. Binnen weniger Wochen waren zwei Geschwister gestorben, die für mich in schon in Volksschulzeiten meine Begeisterung für Musik im Allgemeinen und Orgel im Besonderen, weckten, prägten und förderten.
Martha (*1936) und Hugo (*1939) Leithner waren zeitlebens als Pädagogen und engagierte Organisten tätig, uneitel und zuverlässig, selbstbewusst und streitbar, aber immer im Dienst der Religion und der Musik. Nun war es Zeit, sich von ihnen zu verabschieden. Musik von Muffat, Froberger, Pachelbel und J.S. Bach an der historischen Orgel der Pestkapelle St. Sebastian in Münzkirchen als letztes Geleit: In paradisum deducant te angeli. Alles hat seine Zeit!
PS: ein Tipp für Allerseelen 2020: ein Link zu einer 2019 (!) erschienenen CD des Festivals Dialoge aus dem Jahr 2005, bei dem ich an der Orgel mitwirken durfte: Mozart Requiem in „Torso“-Fassung mit Einschüben von Georg Friedrich Haas – www.jpc.de